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So werden industrielle Arbeitswerkzeuge zu intuitiven Tools

Mai 2023

Die digitalen Arbeitswerkzeuge der Industrie müssen heutzutage intuitiv funktionieren. Leider ist das oft nicht der Fall. Dies ist kritisch, da die Anwendungen in der Industrie in der Regel komplex sind und hohen Qualitätsansprüchen genügen müssen. Zudem steigen die Erwartungen der Benutzer. Sei es, weil der Fachkräftemangel Unternehmen zum Einsatz von angelernten Mitarbeitenden zwingt oder auch weil die Benutzer aus dem privaten Umfeld Besseres gewohnt sind. Helbling hat viele Jahre Erfahrung mit anspruchsvollem UX-Design und begleitet Unternehmen bei der Neuausrichtung (digitaler) industrieller Applikationen.

In der Vergangenheit wurde das Benutzererlebnis (englisch «User Experience» = UX) im industriellen (professionellen) Umfeld oft stiefmütterlich behandelt. Firmen investierten nur begrenzt Mittel in dieses Thema, denn die Funktionalität stand im Vordergrund und die Mitarbeitenden waren gezwungen, die Tools zu verwenden, die es gab – nach dem Motto «Vogel friss oder stirb». 

In der Welt der (privaten) Consumer-Tools hat sich hingegen die Erkenntnis längst durchgesetzt, dass eine attraktive UX höhere Effizienz bringt und ein wichtiges Element der Kundenbindung ist. Auch wurde im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung, beschleunigt durch die Pandemie, eine neue Generation von intuitiven Tools und modernen Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen.

Die Diskrepanz zwischen der Usererfahrung im privaten und beruflichen Umfeld bringt folgendes Zitat eines frustrierten Mitarbeiters auf den Punkt, das während eines User-Interviews geäussert wurde: «Zu Hause arbeite ich schon längstens mit modernen eBanking-Tools, aber im Job muss ich mich immer noch mit antiken Eingabemasken herumärgern.»

Abbildung 1: Mitarbeiterfrust: Die Usability der Tools am Arbeitsplatz (links) fällt deutlich ab gegenüber der Usability im privaten Umfeld (rechts). Abbildung: AdobeStock 

Der Fachkräftemangel verschärft diese Situation: Mitarbeitende erwarten zu Recht, dass ihnen intuitive Tools mit einer guten UX zur Verfügung gestellt werden. Dies gilt nicht nur für Office-Tools, sondern auch für Geräte, Maschinen und Anlagen. Dabei steht nicht der Wunsch nach modernem Look im Vordergrund, sondern es geht um das Potenzial, das eine gute UX bietet: Minimaler Schulungsaufwand, Vermeidung von Fehlern, kaum Support, weniger Fragen, bessere Effizienz. Dies sind in der Regel die Motive der Mitarbeitenden (bzw. User), die sich mit den Motiven der Arbeitgeber (bzw. Systementwicklern) ja eigentlich bestens decken.

Die Helbling UX-Designer haben sich vor allem auf industrielle Tools und Business-Applikationen spezialisiert und bereits in ganz unterschiedlichen Bereichen Projekte erfolgreich umgesetzt.

Wie geht man dabei systematisch vor?

 

Das Vorgehensmodell für UX Design

Das nachfolgende Bild veranschaulicht den bewährten Prozess, der bei Helbling angewandt wird.

Abbildung 2: Ablauf eines UX-Design Projekts. Abbildung: Helbling 

Das Vorgehen kurz zusammengefasst:

  1. Verstehen der Bedürfnisse und Anforderungen
  2. Kreieren eines (Klick-) Prototyps in mehreren iterativen Zyklen
  3. Implementieren, testen und optimieren; ebenfalls iterierend

Die Prozesse, die zu einer guten UX führen, folgen denselben Prinzipien, egal ob das Produkt für den Consumer-Markt oder für das industrielle Umfeld bestimmt ist. Dennoch sind die beiden Welten verschieden.

Nach unserer Erfahrung sind im industriellen Umfeld die Innovationszyklen deutlich länger und die Anforderungen an die Rückwärtskompatibilität sind höher. Zudem gibt es mehr Randbedingungen zu beachten etwa in Bezug auf Legacy-Systeme, Plattformen oder Interfaces und die Systeme sind typischerweise deutlich komplexer unter anderem in Bezug auf Prozesse oder die Anzahl an Parametern.

Es ist auch oft schwieriger an User heranzukommen, die befragt werden können. Es kann Sinn machen, sich vorübergehend mit internen «Lead-Usern» zu behelfen, aber schon bald braucht es den Einbezug von echten Kunden und Usern im echten Umfeld.

Erfreulich ist, dass die industriellen User in der Regel sehr kooperativ und dankbar sind, da sie es weniger gewohnt sind, dass man sich Zeit für sie und ihre Bedürfnisse nimmt. Eine Chance für gute Lösungen!

 

Ein Beispiel aus der Praxis

In einem industriellen UX-Projekt gestaltete Helbling das User Interface einer komplexen Maschinensteuerung von Grund auf neu. Es war hoher Sachverstand für die technische Materie und Erfahrung im Umgang mit komplexen Strukturen gefragt. Oft musste ein Konsens gefunden werden, der den User ins Zentrum stellt, aber trotzdem dem (technischen) Prozess und dem Business-Anspruch gerecht wird. Essenziell war deshalb auch die enge Zusammenarbeit mit Usern und Entscheidungsträgern: Das half, die Bedürfnisse zu verstehen und richtig zu priorisieren, um sinnvolle Strukturen und Konzepte zu erarbeiten und auf visueller Ebene abzubilden und schliesslich, um diese in aufbauenden Software-Releases umzusetzen.

User Interface vor der Überarbeitung:

Abbildung 3: Beispiel von einem typischen User Interface einer Produktionsmaschine: Sehr technisch, sehr unübersichtlich, hoher Schulungsbedarf. Abbildung: Maschinensteuerung Beispiel: Screenshot 3.2023, https://www.cimetrix.com/blog/bid/86692/cimetrix-at-semicon-west-2012-equipment-control 

User Interface nach der Neuauslegung:

Abbildung 4: Neue Generation eines industriellen User Interfaces: Komplex, aber strukturiert und hohe Usability. Abbildung: Helbling 

Auch wenn das User Interface durch die Neuauslegung nun übersichtlich und intuitiv wurde, gab es aufgrund der Komplexität und den sehr unterschiedlichen Nutzergruppen noch Unsicherheiten.

Drei typische Probleme:

  1. Komplexe Arbeitsprozesse erfordern oft eine aufgabenbezogene Erklärung auf Basis des gesamten Screens (Gesamtbeschreibung / Prozesslisten).
  2. Manchmal benötigt man nur Hilfe bei einem bestimmten Sektor oder Teilschritt, dafür bezogen auf diesen Fokus (Kontext-Information).
  3. Erfahrene Benutzer benötigen nur Hilfe zu bestimmten Eingabefeldern, die schnell, einfach und präzise sein sollte (z.B. mit Tool-Tipps).

Helbling hat ein dreistufiges Hilfesystem entwickelt, das diese Probleme elegant und intuitiv löst und in verschiedenen Benutzertests erfolgreich getestet wurde. Der Benutzer wird nahezu automatisch zur optimalen Hilfsinformation geleitet.

Abbildung 5: Eine moderne Form von kontextbezogener Bedienhilfe für alle Erfahrungsstufen von Usern. Bild: Helbling 

6 Argumente für eine attraktive UX bei industriellen Applikationen

  1. Konsistente Benutzerführung und sich wiederholende Interaktionsmuster ergeben Intuitive Bedienung, die
    • den Anwender gezielt bei seiner täglichen Arbeit unterstützen,
    • Workarounds vermeiden,
    • Eingabefehler und Support reduzieren,
    • schnelles Onboarding und kürzere Trainingszeiten erlauben.
  2. Es wird eine schnelle Orientierung und Wiedererkennung durch identische Konzepte für alle Unternehmens-Systeme möglich.
  3. Es entsteht ein skalierbares und ausbaufähiges User Interface (UI) für neue Nutzerbedürfnisse und Funktionen.
  4. Relevante Nutzergruppen und deren Bedürfnisse werden durch gezielte Nutzerforschung (User Research) direkt adressiert.
  5. Eine attraktive UX steigert die Loyalität der Mitarbeitenden und hat im besten Fall Einfluss auf die Arbeitsmotivation. Möglichkeiten wie Augmented/Mixed Reality und/oder eine spielerische Bedienung («Gamification») sollten situationsbedingt unbedingt in Betracht gezogen werden.
  6. Dadurch werden letztlich ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil und eine Differenzierung am Markt geschaffen.

 

Zusammenfassung: Unternehmen profitieren von Helblings UX-Design bei industriellen Applikationen

Intuitive Tools werden auch für industrielle Applikationen zu einem Muss. Der Mehrwert für Unternehmen ist offensichtlich: Bedienabläufe werden optimiert, die Motivation der Mitarbeitenden gesteigert und Fehler vermieden. Die besonderen Herausforderungen in der Industrie müssen dabei aber unbedingt beachtet werden. Dies betrifft nicht nur die Komplexität, die Qualitätsansprüche und die Ausbildung der Mitarbeitenden, sondern auch die längeren Innovationszyklen und hohen Anforderungen an die Rückwärtskompatibilität.

Helbling steht als Entwicklungspartner mit grosser Erfahrung zur Verfügung, um auch für diese anspruchsvollen Fälle eine überzeugende UX zu gestalten.

 

Autoren: Thomas Hodel, Berthold Andris

Hauptbild: AdobeStock

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